Die Franzi-Story (3)

Eine spannende Geschichte in 7 Teilen

Rückschläge und Zweifel

Natürlich hat sie hat sich doch verändert. Aus Franzi wurde Franziska, aus Spaß wurde Ernst, aus Bewunderung wurde Neid. Im Dezember 1995 entschloss sich Franziska, die Schule bis zu den Olympischen Spielen von Atlanta zu unterbrechen, um sich ganz auf das als Höhepunkt der Karriere geplante Großereignis konzentrieren zu können. Stattdessen bekam sie aber in jenem Winter eine Grippe nach der anderen. Im Mai 1996 stand dann die Deutsche Meisterschaft in Braunschweig auf dem Programm, bei der es auch um die Qualifikation für die Olympischen Spiele ging. Sie geriet zur schlechtesten DM seit 1990. Schlimmer als die Niederlage selbst war für Franziska die Schadenfreude, die ihr auf einmal entgegenschlug. Die Zuschauer klatschten, weil sie verlor. Die Paradedisziplin 200m Freistil war die letzte Chance auf einen Einzelstart in Atlanta. Franziska holte zum Befreiungsschlag aus und siegte in Jahresweltbestzeit.

Im Juli war es dann soweit: Olympische Sommerspiele 1996. Vier Jahre lang hatte Franziska auf dieses Ziel hingearbeitet. Was die Vierzehnjährige in Barcelona knapp verpasst hatte, wollte die Achtzehnjährige in Atlanta endlich wahrmachen: den Traum vom olympischen Gold. Eine Goldmedaille als Krönung der immer noch ungekrönten deutschen Schwimmkönigin. Es kam, wie es wahrscheinlich kommen musste. Die hochgesteckten Erwartungen - vor allem die eigenen - schleppte sie wie eine schwere Last mit auf den Startblock. Sie war nicht mehr die unbekümmerte Franzi von Barcelona, die alles zu gewinnen und nichts zu verlieren hatte. Schon auf dem Weg durch die mit 15000 tosenden Zuschauern besetzte Halle wusste sie, dass sie verloren hatte. „Als ich ins Wasser gesprungen bin, war ich schon erledigt. Ich wäre am liebsten stehen geblieben und gar nicht geschwommen.“ 1:58,57 Minuten später war alles vorbei. Platz zwei, 41 Hundertstelsekunden hinter Claudia Poll aus Costa Rica, aber fast 2 volle Sekunden hinter dem eigenen Weltrekord. Claudia Poll war schlagbar an diesem Abend im Georgia Tech Aquatic Center. Verloren hat Franziska van Almsick gegen sich selbst. „Ich habe einfach zuviel gewollt, ich habe mir zuviel vorgenommen. Ich glaube, daran bin ich gescheitert.“ Nach Atlanta machte Franziska ihre Ankündigung wahr, einige Monate zu pausieren und sich zum ersten Mal seit vielen Jahren mit anderen Dingen als dem Schwimmen zu beschäftigen. Im November 1996 trat sie dann vor die Presse und verkündete, dass sie wieder mit voller Kraft einsteigen und Kurs auf die Olympischen Spiele 2000 in Sydney nehmen wollte.

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